
- Karte -

Zweck
Zitat Sophie Klompner, (5 Jahre alt), "Zum gucken, wo man lang geht". Und zum gucken wo man ist. Und dann noch um zu gucken, wie´s da aussieht wo man gerade nicht hin gucken kann.
Also der allgemeine Zweck einer Karte ist die Orientierung im Gelände und Marschplanung.
Physikalisch-technische Grundlage
Da wir uns auf einem annähernd runden Planeten befinden (manche sagen er ähnle mehr einer Kartoffel, andere denken sie wäre flach), muss man die wahre Gestalt der Erdoberfläche verzerren um sie auf eine Flache Karte zu pressen. Hier kommt der Begriff der Projektion ins Spiel.
Außerdem muss man sich beim erstellen der Karte entscheiden, was man mit ihr zeigen möchte. Ist es wichtig das Relief darzustellen, die Vegetation oder die Bebauung? Man sollte nicht versuchen alles auf eine Karte packen, was man möchte, sie wirkt sonst schnell überladen und verliert an Übersichtlichkeit.
Wieviel Gelände möchte ich auf dem begrenzten Platz einer Karte abbilden? Welchen Maßstab muss ich also wählen?
Themen
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Übersicht
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Zeichenerklärung
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Koordinatensystem
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Winkel-/Längentreue
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Einnorden
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Praxis
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Zeigehilfe
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Planzeiger
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Bezugspunktverfahren
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Kreuzpeilung
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Koppelnavigation
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Ablauflinie/Auffanglinie
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Handskizzen / Entfernungsspinne
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Übersicht

Abb 1: Gesamtübersicht einer handelsüblichen Karte
Karten sind, anders als Fotos, nicht natürliche Abbildungen eines Geländes. Sie abstrahieren, verwenden also Symbole um bestimmte Merkmale wieder zu geben.
Was sie jedoch richtig angeben (die Problematik dabei kommt später) sind die Abstände von Geländemerkmalen zueinander, also ihre Lage.
Eine Karte wie wir sie in der Regel verwenden, zeigt uns viele verschiedene Geländemerkmale. Da wären Angaben zum Relief (Berge, Senken, Gräben, Hügel, u.d.G.), Verkehrswegen (Wege, Straßen, Bahnschienen) und Bebauung (Städte, Dörfer), ebenso wie Vegetation (Wiesen, Wälder) und Gewässer (Flüsse, Seen).
Alles was ihr auf der Karte sehen könnt, sollte auch an irgend einer Stelle erklärt werden. Dies geschieht normalerweise in der Legende.
Zeichenerklärung / Legende

Abb 2: Legende einer Karte
Abbildung 2 zeigt einen Ausschnitt einer Zeichenerklärung (Legende). Zum Beispiel sind die anzutreffenden Vegetationsformen aufgeführt. Weiterhin sind die Zeichen der Verkehrswege erläutert. Was fehlt kannst Du dir aus der obigen Liste ableiten. Wichtig ist an der Abbildung aber der Maßstab. Jede Karte sollte einen Maßstab abgedruckt haben, sonst lassen sich Entfernungen nur äußerst schwer ermitteln. Wie Du sehen kannst ist direkt angegeben, wieviele Zentimeter einem Kilometer entsprechen. Vergiß dabei aber nicht, dass das Gelände nur selten so flach ist wie eine Karte. Höhenmeter schlagen bei der Marschlesitung ganz schön ins Kontor.
Außerdem siesht Du noch, auf welches Koordinatensystem sich die Karte bezieht.
Koordinatensystem

Abb 3: Gitternetz und dessen Beschriftung
Abbildung 3 ist die untere linke Ecke einer Karte. Dort kannst Du dir die Koordinaten des Gitternetzes zu Gemüte führen. Auf der abgebildeten Karte sind geographische (polare), UTM und Gauß-Krüger-Koordinaten angegeben. Genau mit den Gitternetzlinien überein stimmen allerdings nur die UTM Koordinaten. Diese verwenden wir als Waldmeister auch, denn polare Koordinaten erfordern das Arbeiten mit Winkeln. Bei Gauß-Krüger und UTM Koordinaten kann direkt mit Entfernungen gearbeitet werden.
Winkel-/Längentreue
Es ist schlicht unmöglich eine Kugeloberfläche verzerrungsfrei auf eine Ebene zu projezieren. Immer wird man einen Kompromiss eingehen müssen, ob nun Winkel oder Abstände richtig dargestellt werden. Dies wird umso schwieriger, je größer die abgebildete Oberfläche der Kugel sein soll. Für kleine Ausschnitte können beide Bedingungen so gut erfüllt werden, dass die Fehler vernachlässigbar sind. Dies sind die für uns üblichen Kartengrößen.
Einnorden
Beim einnorden legt ihr die Karte so in das Gelände, dass sich alle Objekte auf der Karte genau in der Richtung befinden, wie sie auch in Natura zu finden sind.
Am besten geht das mit einem Kompass. Legt die Anlegekante des Kompass an eine senkrechte Linie der Karte und dreht beides solange, bis die Kartenlinie und die Kompassnadel parallel sind. Zeigt die Kompassnadel mit "Norden" an das obere Ende der Karte, dann ist sie eingenordet oder eingerichtet. Zeigt der "Süden" nach oben, dreht die Karte um 180° ;)
senkrechte Linie in der Karte

Abb x: Kompass an senkrecht Linie angelegt

Abb x: Karte und Kompass gedreht und eingenordet
Habt ihr keinen Kompass, aber ein Geländemerkmal, welches ihr auf der Karte identifizieren könnt, z.B: eine Straße, richtet die Straße auf der Karte nach der Straße im Gelände aus. Voila, die Karte ist ebenfalls eingenordet.
Praxis
Zeighilfe
Wofür Zeigehilfen gut sind, seht ihr an diesem Beispiel am besten:

Abb x: ohne Zeigehilfe

Abb x: mit Zeigehilfe
Ein Stöckchen, Grashalm oder Ähnliches findet ihr immer. Euer Finger ist einfach zu dick um etwas auf einer Karte genau anzuzeigen.
Planzeiger
Mit Hilfe eines Planzeigers könnt ihr einfach Entfernungen auf der Karte ermitteln oder eure Position mit Hilfe des Bezugspunktverfahrens kommunizieren.


Abb x: Planzeiger auf Kartengitternetz
Abb x: typischer Planzeiger
Ihr müsst das richtige Koordinatensystem für den Maßstab eurer Karte wählen. Die Gitterlinien in der Karte haben i.d.R. einen Abstand von 1km.
Was bringt euch das nun praktischerweise?
Bezugspunktverfahren
Wenn ihr und eure Freunde einen oder mehrere Bezugspunkte auf der Karte definiert habt, dann könnt ihr eure Position in Relation, also als Entfernung, zu diesem Punkt mitteilen. Das ist oft viel einfacher, als absolute Koordinaten an zu geben.

Abb x:
Bezugspunkt ist das Zahnrad "Eschmarer Mühle"
eigener Standort
Jetzt legt ihr den Planzeiger an und ermittelt die carthesischen Entfernungen. Ihr zerlegt also die Entfernungen in einen Ost- und einen Nordwert. Achtet darauf, dass die Kanten des Planzeigers auch parallel zu den Gitternetzlinien verlaufen.
Merke:
Erst ran an den Baum, dann rauf auf den Baum!
Der Ostwert in positiv in Ostrichtung , der Nordwert in Nordrichtung

Abb x:
Die Meldung an euern Freund über eure Position hieße also: Eschmarer Mühle -200 +760
Kreuzpeilung
Wenn ihr eure Position im Gelände bestimmen wollt, eine Karte und zwei Objekte auf selbiger findet, die ihr im Gelände wieder erkennt, dann könnt ihr eine Kreuzpeilung vornehmen.
Hierbei bestimmt ihr den Winkel des Objekts zum Nordvektor (Peilung). Nun habt ihr aber noch nicht eindeutig eure Position. Für diese benötigt ihr eine zweite Peilung. Der Schnittpunkt beider Linien bestimmt eure Position eindeutig.
Nehmen wir nun an wir würden auf dem Kartenausschnitt unten eine Kreuzpeilung vornehmen wollen. Wir erkennen zwei Punkte im Gelände die wir auf der Karte wieder finden. Es sind dies der Turm am Flugplatz Hangelar und die Oper in Bonn

Abb x: Gegebenes Gelände
Oper Bonn
Turm Flugplatz Hangelar
Peilt jetzt den Turm mit dem Kompass an. Ich habe hier eine Peilung von 112° ermittelt. Nun lege ich die Anlegekante des Kompass auf den Turm und drehe den Kompass, bis die 112° unter der Steuermarke liegen. Macht nun einen Strich mit dem Bleistift in die Karte. Auf diesem Strich befindet ihr euch. Aber wo genau wisst ihr nur, wenn ihr die Entfernung zum Turm kennt oder indem ihr eine zweite Peilung zu einem anderen Punkt durchführt.

Abb x: erste Peilung
Bleistiftstrich der ersten Peilung

Abb x: zweite Peilung
Ihr seht, dass die Anlegekante des Kompass nicht lang genug ist, um einen Schnittpunkt mit der ersten Peilung zu erzeugen. Ihr müsst die zweite Linie also verlängern. Dies und Ablesefehler, Paralaxe und Fertigungstoleranzen führen zu Fehlern bei der Kreuzpeilung. Ihr müsst euer Ergebnis also am Ende kritisch Hinterfragen und auf Plausibilität prüfen.
Bleistiftstrich der ersten Peilung
Bleistiftstrich der zweiten Peilung

Abb x: Schnittpunkt der beiden Peilungen
Der Schnittpunkt der beiden Linien gibt eure Position an. De facto war ichauf dem Kirchturm in Meindorf. Der Schnittpunkt ist ostsüdost davon. das sind die angesprochenen Ungenauigkeiten. Aber das Prinzip ist klar, oder?
Alternative:
Wenn ihr nur eine Geländestruktur auf der Karte findet, deren Höhe oder Breite ihr kennt und wenn ihr dann noch ein Fernglas mit Strichplatte dabei habt, könnt ihr eure Position auch damit bestimmen.
Mit der Peilung sowie der Entfernung zu diesem ist euere Position ebenfalls eindeutig bestimmt. Ihr müsst die Entfernung nur entsprechend des Maßstabes abgreifen und habt eure Position.
Koppelnavigation
Vielleicht seid ihr schon einmal mit einem kleinen Sportflugzeug unerwegs gewesen. Die Piloten machen sich vor dem Flug eine Wegstreckenplanung.
-Fliege nach dem Start so lange, mit dieser Geschwindigkeit, jenen Steuerkurs.
-Dann fliege mit der jener Geschwindigkeit, diesen Kurs für eine Zeit x.
-usw.
Dies ist ein Beispiel für Koppelnavigation. Man unterteilt eine Gesamtstrecke in Teilstrecken und definiert diese durch eine Richtung und Entfernung (Geschwindigkeit x Zeit).
Eine Skizze sähe in etwa so aus:
Abb x: Besipiel für eine gekoppelte Wegplanung
Hier sind keine Geschwindigkeiten eingetragen sondern direkt die Entfernungen in Metern. Abzweigungen an denen man abbiegen soll sind mit Pfeilen markiert.
Handskizze
Gelände-/Wegeskizze:
Manchmal gibt es für mehrere Gruppen nur eine Karte. Dann ist es sinnvoll, wenn man sich schnell eine Handskizze anfertigt, um unabhängig von der Masterkarte zu sein.
Man sollte sich hier nicht verkünsteln. Nur die wichtigen Informatione sollte gezeichnet werden. Relief, Vegetation, Verkehrswege (Straßen, Bahnschienen, Flüsse), Bebauung, Infrastruktur (Stromtrassen, Kraftwerke, etc.), Bezugspunkte und andere markante Geländemerkmale, die der Navigation dienen können.
Vergesst nicht Maßstab und Nordpfeil!
Hier ein Beispiel:

Nordpfeil
Maßstab
Vegetation
Straße/Allee
Dorf
Hochspannungs-
trasse
Bezugspunkt
Abb x: Beispielskizze in Draufsicht
Ansichtsskizze:
Es kann auch mal notwendig sein eine Ansichtsskizze anzufertigen. Wenn man z.B. ein Lager angelegt hat in dem man länger verweilen möchte. Man kann in diese Skizzen, wie auch in die Gelände- oder Wegeskizze, Entfernungen (Entfernungsspinne) und selbst gewählte Benennungen eintragen.

Abb x: Ansichtsskizze mit Entfernungsspinne (dreiteilig)
Marc Klompner
22jan23

- Literaturverzeichnis -
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der Privatflugzeugführer, Band 4A, Flugnavigation, Wolfgang Kühr, Luftfahrtverlag, ISBN: 3-935220-13-8
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Der Reibert, Stockfisch, Mittler & Sohn, ISBN: 978-3-8132-0897-9