
- Geländekunde -

Zweck
Sich über seinen Weg durch das Gelände klar werden und den Entschluss vernünftig fassen. Ziel ist es keinen unnötig Lärm zu verursachen, trocken zu bleiben und sich nicht zu verletzen. Schlussendlich wollen wir auch keinen unnötig großen Umweg beschreiten. Und unseren Kameraden mit eindeutigen Worten Beschreibungen geben können.
Physikalisch-technische Grundlage
Gutes Auge für das Gelände und Wissen über die potentiellen Gefahren sowie das Kennen der angebrachten Fortbewegungsmethoden. Subsummiert unter dem Begriff Situationsbewusstsein. Dieses Wort wird euch bei den Waldmeister öfter um die Ohren gehauen.
Themen
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Geländeformen
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Geländebedeckung
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Gewässer
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Geländebeurteilung und -ausnutzung
Geländeformen
Geländeformenunterscheiden sich in -erhebungen und -vertiefungen. Je nach Ausprägung unterscheiden wir aber zunächst Geländeabschnitte, bezogen auf die Abstände zwischen höchstem und tiefstem Punkt, in:
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eben ( < 5m)
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wellig ( < 20m)
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hügelig ( < 100m)
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bergig ( < 1000m)
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alpin ( > 1000m)
Geländeerhebungen
Bilder sind hier viel hilfreicher als ewig langer Text. Deshalb hier ein Bild aus dem Reibert:

Abb 1: Geländeerhebungen
Geländevertiefungen
Auch hierzu ein Bild aus dem Reibert. Ergänzend noch der Hinweis, dass ein Gelände mit Gräben, Rinnen, Hohlwegen, Schluchten als durchschnitten oder stark durchschnitten bezeichnet werden kann

Abb 2: Geländevertiefungen
Seitenflächen
Die Seitenflächen der Geländeformen nennt man Hänge oder (künstlich geschaffene) Böschungen. Sie differenzieren sich aus in hohl, gerade, gewölbt oder stufenförmig.
Steigung
Steigung wird das sein, was euch am meisten Energie kosten wird. Da kommt ihr aber auch nicht drum herum. Auch hier gilt irgendwo die goldene Regel der Mechanik: Was ihr an Kraft einsparen wollt müsst ihr an Wegstrecke auf euch nehmen. Das Produkt aus Arbeit und Zeit wird gleich bleiben. Die Leistung die ihr also erbringen müsst, könnt ihr nicht reduzieren.
Sowohl für das bergauf als auch das -ab laufen ist es manchmal geschickt einen meandreierenden Pfad zu bestreiten. Gerade an schlüpfrigen Hängen, also wenn der Untergrund nass oder lose ist, macht es einem das Fortkommen bisweilen angenehmer.

Abb. 3: Steigungen
Geländebedeckungen
Geländebewuchs gliedert sich in:
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Bewuchs
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Siedlungen
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Verkehrswege
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topografische und sonstige Einzelgegenstände
Bewuchs
Nicht immer bewegen wir uns auf Wegen, über freies Feld oder durch lichte Wälder. Oft genug wird uns der Bewuchs ein Hindernis darstellen. Auch hier können wir wieder durch Blick ins Gelände und erkennen der Hindernisse selbige versuchen zu umgehen. Manchmal bleibt aber eben auch nur Durchschlagen.
Je nach Art, Alter und Dichte der Vegetation sprechen wir von folgendem:
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Gräser, Kräuter, Stauden
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Sträucher (verholzte Pflanzen)
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Bäume
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Jungwuchs (ohne Kronenschluss)
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Dickung (mit Kronenschluss)
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Stangenholz (Brusthöhendurchmesser 7-20cm, Astreinigung)
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Baumholz
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Altholz
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Totholz
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Wohl dem der seinen Wanderstock dabei hat. Der hat es einfacher sich dort hindurch zu schlagen.

Abb.4: Bewuchs
Siedlungen
Zu den Siedlungen zählen:
Wohnanlagen
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Städte
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Dörfer
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Einzelhof
industrielle Anlagen
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Fabrik
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Lagerhaus
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Kraftwerk
Verkehrsanlagen
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Bahnhof
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Flugplatz
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Hafen
Städte und Dörfer werden als Ortschaften bezeichnet.
Verkehrswege
Straßen und Wege, Schienen und Wasserwege bilden die Verkehrswege. Ihre Formen werden folgendermaßen benannt:

Abb.5: Wegformen
topografische oder sonstige Einzelgegenstände
Dabei handelt es sich um natürliche wie künstliche Dinge wie z.B. in folgendem Bild:
Abb.6: Beispiele für Einzelgegenstände
Gewässer
Gewässer können zunächst in fließende, z.B. Fluss, Bach, Kanal, und stehende, z.B. See, Teich, Tümpel, unterschieden werden. Weiterhin nach ihrer Tiefe
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seicht ( < 0,35m)
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mäßig tief ( < 1,2m)
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tief ( < 2,3m)
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sehr tief ( > 2,3m)
Merke:
Binnengewässer werden durch Ufer begrenzt, Meere durch Küsten!
Anhand der Strömungsgeschwindigkeit lässt sich auf die Beschaffenheit des Gewässergrundes schließen. Je langsamer, desto feiner die Struktur des Gewässergrundes.

Abb. 7: Gewässerbezeichnungen

Abb. 8: Gewässerbegrenzungen
Geländebeurteilung und -ausnutzung
Eure Wegplanung solltet ihr zwar im Voraus durchführen, aber nicht denken, dass ihr euch sklavisch daran halten müsst. Entscheidend für die Planung eures Weges ist eben der Blick ins Gelände. Und natürlich euer Anspruch. Wenn ihr auf der Pirsch seid wollt ihr möglichst wenig Lärm machen, einen guten Blick in die "Ferne", um Wild nicht frühzeitig auf die Läufe zu bringen es aber selbst möglichst früh zu erblicken.
Habt ihr hingegen ein Ziel das ihr in einer bestimmten Zeit erreichen müsst, dann haltet ihr euch vornehmlich auf befestigten Wegen.
Stellt euch also folgende Fragen:
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Habe ich eine Zeitvorgabe?
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Muss oder will ich mich unerkannt fortbewegen?
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Gibt es ein Wegegebot?
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Mit welchem Gelände habe ich zu rechnen?
Ein gute Ausstattung an Karten ist sicher hilfreich, aber im Zweifel müsst ihr euch auch ohne diese zurecht finden. Dafür gibt es bisweilen öffentliche Karten. Viele Orte haben eine Tourist Information, wo man lokale Karten bekommen kann. In Ausnahmefällen, wenn es gar nicht mehr weiter geht, weil ihr euch total verfranzt habt, hilft dann auch der Blick auf das Smartphone. Aber macht es euch nicht zur Gewohnheit. Ein Waldmeister ist eben kein "Geardo". Respekt zollt man euch für das überkommen von Situationen die unvorhergesehen, unvorbereitet und schwierig waren. Macht das zu euerm Anspruch, denn das sind die Abenteuer die wir suchen und auf die wir es anlegen; Indem wir es uns absichtlich schwieriger machen, als heutzutage nötig.
Merke:
Die erinnerungswürdigsten Momente werdet ihr abseits der Wege haben, aber seid euch euerer Verantwortung für eure Mitgeschöpfe bewusst. Trampelt nicht durch die Einstände des Wildes.
Für die militärisch Vorgebildeten: Der Soldat bewegt sich dort, wo das Wasser fließt. Wasser sucht sich die Senken, die tiefen Stellen. Diese verbergen eure Bewegung, wenn ihr das denn wollt.

Untergrund
Der Untergrund wird dann zu einem berücksichtigenswerten Faktor, wenn ihr euch trocken oder leise fortbewegen wollt.
Nass:
Treibsande sind in unseren Breiten eher selten. Sümpfe hingegen schon nicht mehr. Als guter Waldmeister habt ihr ja immer einen Wanderstock dabei, der euch Informationen über den Boden vor euch geben kann. Nun sind Sümpfe nicht nur 1m² klein. Sie zeichnen sich in der Landschaft ab. Durch Bewuchs und Relief. Hierfür kann man ein Auge entwickeln.
Große Bäume inmitten von Sümpfen? Vielleicht die Erle, weil sie Staunäße verträgt. Ansonsten die Pionierbaumarten Birke, Weide, Pappel. Diese halten sich dort aber nicht lange. Soll heißen alte Bäume findet man dort kaum.
Wenn ihr nicht entsprechend ausgerüstet seid, also Gummistiefel tragt, solltet ihr schauen, dass ihr diese Gebiete meidet. Erkennen und umgehen sind die beiden Stichworte.
Trocken:
Viel Interessanter was den Untergrund angeht, ist trockenes Laub, Äste und Zweige u.d.G.
Um sich dort hindurch zu begeben, bedarf es geschickter Fußpositionierung. Und zwar nicht nur indem man versucht nicht auf diese Dinge zu treten, bei Laub wird dies nämlich schier unmöglich, sondern indem man zunächst die Fußspitze ausetzt und dann nach vorne schiebt. Dadurch schafft man ein wenich Fläche unter dem Fuß die frei von Geräuscherzeugern ist. Natürlich kann es trotzdem dazu kommen, dass mal ein Zweig knackt, aber ihr werdet überrascht sein, um wie vieles man leiser durch den Wald kommt. Und um wie vieles anstrengender.
VASE
Erster Grundsatz im Gelände und bei der Bewegung in selbiger ist es, Verbindung zu den anderen Gruppenmitgliedern zu halten. Niemandem ist geholfen, wenn man seinen Stiefel durchzieht, wenn man sein Tempo geht ohne Rücksicht auf Verluste.
Natürlich ist es schwierig, seinen Schritt zu kürzen und sich den Langsamen anzupassen, aber es gibt dafür "workarounds". Denn ein weiterer Grundsatz bei der Bewegung im Gelände ist die Maßgabe, in vergleichsweise kurzen Abständen Lausch- und Beobachtungshalte einzulegen. Es gilt aus meiner Sicht schon fast als Todsünde wie ein grobschlächtiger Elefant durch den Wald zu stampfen, einen Tunnelblick zu entwickeln und nur das Ziel vor Augen zu haben, möglichst viel Strecke zu machen.
Dass man sich selbst damit um die herzerwärmenden Begegnungen und Entdeckungen bringt, die die Natur für uns bereit hält ist trivial. Heute nennen viele das "Achtsamkeit". Ich nenne es Situationsbewusstsein.
Also an die Schnellen unter euch. Haltet euch an das Prinzip VASE:
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Verbindung halten
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Aufklären
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Sichern
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Erkunden
Marc Klompner
20jan23
- Literaturverzeichnis -
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Vor und nach der Jägerprüfung, Krebs, blv, ISBN 978-3-8354-0605-6
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Überleben in Natur und Umwelt, Volz, Walhalla Fachverlag, ISBN: 978-3-80-29-6436-7
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Der Reibert, Stockfisch, Mittler & Sohn, ISBN: 978-3-8132-0897-9
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